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Selbstliebe wörtlich nehmen

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Jeder, der so wie ich eine Mission hat, kennt das: ab und zu fühlt sich dieses Mission-haben an wie eine hängengebliebene Schallplatte, auf der immer und immer wieder derselbe Text abgespult wird.

Meine Mission kennt ihr ja zu Genüge: anstatt uns über schlechte Pornos aufzuregen, sollten wir das Potential dieses Genres erkennen und versuchen, durch gute Pornos und reflektierten Konsum die Welt ein bisschen besser zu machen. Sexualität ist ein Menschenrecht, das für alle gilt – auch für Menschen mit Behinderung, alte Menschen oder Menschen mit einer anderen Geschlechtsidentität oder Orientierung als der eigenen. Drüber reden hilft, generell und bei allem. Und immer, ja, immer-immer wieder lande ich beim Beantworten von Fragen beim immerselben Punkt: bei mir, beziehungsweise bei dir selbst.

Das viele darüber-reden und predigen hat es für mich so selbstverständlich gemacht, dass ich ab und an einen Reality Check brauche um mich daran zu erinnern, dass es bei anderen nicht so ist. Für jetzt.de habe ich neulich ganz normale junge Frauen beraten, die Probleme mit ihrer Sexualität haben. Es eklig finden, sich selbst anzufassen, keinen Orgasmus bekommen können, ihre Grenzen nicht klar ziehen können. Und sie sind nicht allein: laut Handspielreport ist es fast der Hälfte der Deutschen (47%) unangenehm, offen in ihrer derzeitigen Beziehung über Selbstbefriedigung zu sprechen, 38% ist es sogar peinlich. Also predige ich weiter meine Mission.

Ich habe mich schon immer über die Redaktionsanweisung „da muss noch mehr Servicecharakter hinein, die Leserin will doch an der Hand genommen werden“ geärgert – gerade beim Thema Sex, das so zutiefst persönlich und identitätsstiftend ist wie kaum ein anderes, ist es eben doch sehr sehr schwierig, jemandem zu sagen, was zu tun ist.

Aber ein Tip stimmt eben doch, und zwar immer: Fang bei dir selbst an.

Wenn du keine Ahnung hast, wie dein Partner dich zum Orgasmus bringen kann, finde heraus, wie du selbst dich zum Orgasmus bringen kannst. Wenn du das Gefühl hast, nicht geliebt zu werden, frage dich, woher es kommt und ob du dir selber die Liebe entgegen bringen kannst, die du von anderen erwartest. Wenn du dich selbst nicht so lieben kannst, wie es für dich richtig ist, dann mach dich auf die Suche. Und zwar nicht in irgendwelchen hohlen Onlineforen, sondern in dir selbst. Such nach dem, was dir Freude bereitet und tu dann so viel davon, wie gut für dich ist, auch wenn du dumm dabei aussiehst und es niemand auf der Welt versteht, ausser dir.

Ja, ich weiß es klingt unoriginell und nach schon wirklich tausendmal gehört, aber der Glückskeks hat eben recht: bevor du das mit der Selbstliebe nicht geschnallt hast, kann dich auch niemand anderes so lieben, wie du es brauchst.

Ich habe das selbst auf die harte Tour gelernt, immer und immer wieder. Und ich habe genauso wie du jetzt vielleicht mit den Augen gerollt und mich gefragt, was das eigentlich wirklich bedeuten und wie das denn überhaupt gehen soll. Von vor dem Spiegel stehen und laut „ich bin schön und toll!“ rufen wird schließlich auch keiner schöner und toller, der nicht daran glaubt. Und ja, ich bin der Meinung dass all die prima Hashtags wie #selflove und #bodypositivity inzwischen viel zu oft instrumentalisiert werden, um uns Yogamatten, Detox-Tees und 30tägige NLP-Kurse aufzuschwatzen, damit wir jetzt endlich verdammtnochmal perfekt werden und uns dann endlich irgendwie auch mal gut leiden können.

Ich liebe mich selbst, trotz meiner nicht-existenten Bauchspeckfalte die ich voll real yo nicht retouchiere!“ schreien die Instagram-Influencerchen, die sich im Bikini in ihrem Wohnzimmer in einer mittel-unbequemen Yogapose ablichten lassen und dabei unangenehm an die Klassenstreberin von früher erinnern, die wirklich keine Zeit hatte für den Test zu lernen, sich aber jetzt irgendwie heimlich doch über die Eins freut. „Ich möchte andere Menschen zu einem achtsamen Leben und mehr Selbstliebe inspirieren“ schreien sie und ich denke, nee, eigentlich willst du nur hören wie feini fein prima und richtig du das gerade alles machst.

Ich traue keinen Menschen mehr, die sagen, dass sie von Beruf inspirieren möchten. Ich will dich nicht inspirieren. Ich will nur die Welt retten. Aber hör diesbezüglich nicht auf mich, auch wenn ich gerade ein ganzes Buch darüber schreibe, wie wir das mit dieser ominösen „Selbstliebe“ mal insgesamt weniger scheiße gestalten können. Fang einfach irgendwo an, und zwar bei irgendwas, was dir heute noch gut tun könnte.

Falls du das mit der Selbstliebe so wörtlich nehmen möchtest wie ich manchmal, verlose ich gemeinsam mit TENGA einen von drei Auflegevibratoren aus der Frauenlinie Iroha. Verrate uns einfach in den Kommentaren bis 20.10., wie du am besten gut zu dir selbst sein kannst! Teilnahme ab 18, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Entstanden in freundlicher Kooperation mit TENGA.

Titelfoto: Aaron Tsuru (c) Tsurufoto.com

 

Der Beitrag Selbstliebe wörtlich nehmen erschien zuerst auf Lvstprinzip.


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