Clik here to view.

Unsere Welt ist dieses Jahr wirklich entsetzlich kompliziert geworden. Mit wem darf man denn jetzt eigentlich überhaupt noch Fahrstuhl fahren? Muss ich jetzt eigentlich auch polyamourös werden oder ist das doch eher so die selbstdiagnostizierte Glutenunverträglichkeit unter den Beziehungsformen? Was hat BDSM mit Körperakzeptanz zu tun? Haben alte Leute Sex? Oder gar, schluck, Behinderte? Wie queer sind Lvstprinzipleser*innen wirklich? Und muss man das eigentlich wirklich die ganze Zeit so knallhart kategorisieren oder schränkt uns dieses Schubladendenken doch mehr ein, als dass es uns Identität gibt?
Was, wenn der Kopf rassistischer ist als die Muschi? Was passiert eigentlich, wenn wir auch Männern eine mehrdimensionalere Sexualität zugestehen als Neandertalern? Und gibt es wirklich Frauen, die in der Mittagspause masturbieren gehen?
Wir haben 2017 nicht alle Antworten gefunden, aber gelernt, die Fragen zu lieben – genau so, wie Rilke das wahrscheinlich gewollt hätte. Aber ist unsere Welt tatsächlich so viel komplexer geworden oder machen wir uns die ganze Angelegenheit vielleicht doch ein bisschen schwerer als nötig? Ist es vielleicht doch das medial induzierte Paranoia-Syndrom, das uns so impotent in Bezug auf die Wirklichkeit macht, wie Menschen, die so lange Pornos gucken bis die Realität sie nicht mehr scharf macht?
Haben wir also wirklich so viel davon, im hyggelig-stillen Kämmerlein unsere Wunden zu lecken und es #selfcare zu nennen? Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben. Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und sich wie ein sexfauler Panda nur so fürs Protokoll genau 2.5 mal pro Quartal auf ein hart vorhersehbares Tinderdate begeben.
Oder, zumindest wenn man diesen Medien Glauben schenken möchte, bald einfach direkt ein Porno-Tamagotchi bumsen, um nicht mehr ganz so viel stressige Zwischenmenschlichkeit in dieses fürchterlich unübersichtliche Life zu lassen.
Empathie gibt´s nicht im App-Store
Und irgendwie versteh ich sogar das. Denn überall da wo Menschen sind, auch die mit den allerallerbesten Absichten, knirscht und kracht es halt manchmal – aber es lohnt sich, weil dabei auch immer so viele Funken sprühen, dass etwas anderes in uns Feuer fängt. Gönnen wir uns gegenseitig doch einfach mal wieder ein paar mehr Vielschichtigkeiten. Für mehr und statt immer nur entweder oder.
Ich bin grundsätzlich kein Freund dieses Narrativs, dass man erst mal so richtig durch die Scheiße gehen muss, um danach wie ein happy shiny Phoenix aus der Asche neu aufzuerstehen. Aber Schmerz ist ein guter Motor. Und mir und den meisten Menschen, die ich mag, hat dieses Jahr an mehreren Stellen ziemlich weh getan. Ich habe Hühnersuppe gekocht gegen multiresistente Krankenhauskeime, mit Patientenverfügungen gewedelt und Chefärzte als Diagnosetopfschläger beschimpft, habe Lächelmimikry mit knallrotem Lippenstift betrieben und Heulanfälle auf Flughafenklos gehabt.
Ich bin sehr oft nicht über Los gegangen und habe sehr oft nein gesagt, zu Menschen und Geld und Projekten, hinter denen ich nicht (mehr) stehen kann. Haltung kostet. Mich dieses Jahr übrigens grob überschlagene 16.000 Euro. 16.000 Euro, die mich stolzer machen als alles, wozu ich ja gesagt habe, weil man sich so ein Rückgrat ja irgendwie auch erst mal leisten können muss.
Und das ist tatsächlich auch das letzte Gefühl, das ich für dieses Jahr noch übrig habe: Stolz. Stolz auf die sechs Frauen, die mir geschrieben haben, dass sie mein letzter Artikel dazu bewegt hat, die Pille abzusetzen. Stolz auf meine todescoolen Partnerinnen in Crime Agi, Sophia und Mariah, mit denen zusammen ich auch 2018 unser aller Sexhorizont erweitern möchte. Stolz auf all die wahnsinnig schönen und klugen Menschen, die mich in diesem Jahr an ihren Intimitäten haben teilhaben lassen und besonders natürlich auf die, die auf Lvstprinzip darüber geschrieben haben. Ohne euch wäre das alles hier wirklich nur halb so lustig.
Es war ein komplexes, geiles, anstrengendes messy Scheißjahr, aber ich kann mir keine aufregendere Zeit vorstellen für diesen lustigen Beruf, den ich mir da selber vor ein paar Jahren ausgedacht habe. Danke dass Du bei mir bist <3 !
Image may be NSFW.
Clik here to view.
Und damit 2018 so richtig futuristisch starten kann, hauen TENGA und ich heute zum letzten Mal in diesem Jahr noch mal so richtig einen raus: das neueste Masturbatorenmodell Flip Zero EV, das endlich auch vibrieren kann! Näher an Sexrobotertamagotchi geht´s kaum. Wenn dein Penis wissen möchte, wie die Zukunft sich anfühlt, verrate mir einfach bis zum 5. Januar 2018 in den Kommentaren, was dein schönstes Sex-Erlebnis in 2017 war! Teilnahmeberechtigt sind alle aus Deutschland und Österreich über 18 und der Rechtsweg ist selbstredend wie immer ausgeschlossen.
Tausend Dank an TENGA für die nette Zusammenarbeit!
Fotos: MCKPhotography
Der Beitrag Werden wir bald alle nur noch Tamagotchis bumsen? erschien zuerst auf Lvstprinzip.